Organisation & Solidarität

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Warum werden in Österreich Sexarbeiter*innen aus den politischen Prozessen, die ihre Arbeitsbedingungen regeln, völlig ausgeschlossen? Wie kann Selbstorganisation von Sexarbeiter*innen aussehen, wenn viele sich nicht outen wollen oder können?

Sexarbeiter*innen und Aktivist*innen diskutieren mit Ihnen.
(u.a. Fraencis Funk, Deutschland, Christine Nagl, Salzburg)

Chatprotokoll vom 10.5.2016 13:00 - 15:00 Uhr

User: Message
Tina Leisch: Hallo und willkommen zum OnlineChat der LUSTWERKSTATT. Ich begrüße Fraences, aktive Sexarbeiterin in Frankfurt und Aktivistin. Fraences ist unter andrem im Vorstand von sexworker.at, dem wichtigsten Selbstorganisationsorgan von Sexarbeiter*innen in Österreich,
Tina Leisch: und ausserdem ist Fraences auch Sprecherin von Voices for Sexworker in Deutschland.
fraences: Hallo nach Österreich
Anonyme: Hallo, Servus aus Wien! Ich bin seit acht Jahren aktive Sexarbeiterin.
Tina Leisch: Hallo Anonyme. Kennst du sexworker.at? benützt du diese Plattform?
Anonyme: Ich kenne sexworker.at seit 2007 und benütze es wöchentlich hauptsächlich um Inofirmation zu holen, mich mit anderen Sexworkern über Arbeitsbedingungen, Arbeitsörtlichkeiten, Gesetze usw. auszutauschen können, Tipps zu holen usw.
Jane: was macht so eine selbstorganistionsorgan?
fraences: Sexarbeiter selbstorganisationen sind basisorientiert und setzen sich für die soziale und rechtliche Gleichbehandlung von SexarbeiterInnen ein.
Herbert Gnauer: @fraences: Unterscheidet sich die Situation von Sexarbeiter*innen in Deutschland von der in Österreich?
fraences: Ja und Nein. Die Diskriminierung und Stigmatisierung ist in beiden Länder noch sehr stark.
Herbert Gnauer: @fraences: Und in Hinblick auf die Selbstorganisation? Ist die in Deutschland stärker ausgeprägt?
fraences: Dadurch das Prostitutionsgewebe IMMER noch im Strafrecht, mit Sonderparagrafen geregelt wird , (das gibt es für keie andere Branche) führt das zu kriminalisierung und zementiert die Stigmatisierung
Anonyme: fraences: welche Strafrecht und Sonderparagrafen? meinst du Menschenhandel und Zuhälterei? ich kenne mich da zu wenig aus.
Tina Leisch: Hallo, ich begrüße auch Christine Nagl, seit Jahren aktiv in der Unterstützung von Sexarbeiter*innen in Salzburg und überhaupt dem Westen von Österreich.
Christine Nagl: Und Osten übrigens auch ;) ich begrüße auch alle, schöne Grüße nach Deutschland!
fraences: Es gab in den 80er Jahre eine starke Hurenbewegung. In moment ist hier in Deutschland (ich würde es so ausdrücken) in den Kinderschuhen
Christine Nagl: Es gab übrigens in den 80ern eine Art Hurenbewegung in Oberösterreich
mela: auch in oberösterreich gab es in den 80ern eine selbstorganisation, initiiert von frau eva
Violet: Ich kenne mich auch wenig aus und mich würde das auch interessieren was anonyme gefragt hat
Herbert Gnauer: @Christine, mela: was wurde daraus?
mela: sie brachte auch ein magazin namens horizontal heraus und organisierte einen ersten hurenball in wien
mela: frau eva ist im oktober 2014 leider verstorben, sie wurde, glauben wir 72 jahre alt
Christine Nagl: Ich glaube, das grundlegende Problem ist, dass es nicht die SexarbeiterIn gibt, die für alle sprechen kann. Es gibt zu viele verschiedene Bereiche, in denen SexarbeiterInnen arbeiten und es gibt sehr wenig Einigkeit unter den Frauen, verursacht durch die schlechte wirtschaftliche Lage - Konkurrenz - und durch die Macht der BetreiberInnen.
mela: der name der so war VdPÖ Verein der Prostituierten Österreichs
fraences: In Deutschland gibt es 8 Sonderparagrafen z.B. Zuhälterei aber auch Sperrgebietsverordnung, werbeverbt im Ordnungsrecht , aber auch im Ausländerrecht, sowie in den Länder polizeigesetze
Anonyme: Acht?! Das ist viel. Einer ist schon zu viel.
Tina Leisch: @Mela, und außer Frau eva gibt es keine Frauen mehr, die damals dabei waren?
fraences: Und genau diesen Zerrissenheit zwischen den einzelnen Segmenten macht sich der Gesetzgeber zu nutze, indem er bewusst Gesetze und Verordnungen erlässt um noch mehr zu spalten. Auf diese Falle sollte man sich nicht rein tappen.
Anonyme: diese Kriminalisierung der Sexarbeit, Verankerung im Strafrecht, erschwert enorm eine Selbstorganisation und ein Outing, eine länger andauernde Identifizierung
mela: eigentlich war sie damals eine einzelkämpferin, ob´s viele solidarische kolleg_innen gab, weiß ich nicht. sie hat alleine in der öffentlichkeit den VdPÖ repräsentiert
fraences: Wichtig ist nach meiner Erfahrung bevor man Selbstorganisatioen gründet erst Klarheit, dann Einheit. dazu benötigt man aber sehr Basisarbeit in der Aufklärung.
Tina Leisch: In Deutschland gibt es doch einige Sexarbeiter*innenselbstorganisationen und auch mehrere Sprecher*innen wie dich, Fraences, die als Sexarbeiter*innen für die Sexarbeiter*innen sprechen.
Christine Nagl: Ich denke, dass es noch Frauen wie Frau Eva gibt, aber die momentane Situation (öffentliches Bild) für SexarbeiterInnen ist so prekär, dass ich keiner Aktivistin, die Familie, Partnerschaft oder vielleicht noch einen zweiten anderen Arbeitsplatz hat, abraten würde mit Aktivismus und Outing in die Öffentlichkeit zu gehen
Tina Leisch: Hier in Österreich sind es nur NGOs, die politisch das Wort im Namen der SexarbeiterInnen ergreifen.
Tina Leisch: Woran liegt das denn?
Helga Amesberger: in den 1980er-Jahren gab es in Wien auch ein selbstorganisatiertes Puff (Weintraubengasse). Sie hatten auch einen umangreichen Forderungskatalog erstellt. u.a. dass verheiratete Frauen der Sexarbeit nachgehen dürfen (war in Wien bis 1984 verboten). Das Haus wurde von der Stadt Wien aufgekauft u dann abgerissen, was gleichzeitig Ende der Initiative war. Dann gab es eine Initiative von 13 Sexarbeiterinnen, die gegen die Einschränkung der Straßenprostiation ankämpften, Gleichstellung mit anderen Berufen etc.
mela: diskriminierung, stigmatisierung, moral, kriminalisierung.... auch in bezug auf familie
Christine Nagl: siehe oben (Diskriminierung, Stigmatisierung, Kriminalisierung)
Christine Nagl: Vielleicht ein Beispiel zum besseren Verständnis.
Silvester: @fraences! Respektvoller Umgang in der Organisation hast Du sicher nicht vergessen oder?
Tina Leisch: @Anonyme. Wie müsste denn eine Organisation aussehen, in der Sie sich organisieren würden? Was würden Sie sich als SexarbeiterIn erwarten?
fraences: Denk auch das ein großer Unterschied ist zwischen D und A ist,das durch die restriktive Verordnungen in A (Registrierung Deckel) viele die im nicht sichtbaren Bereich der Behörde arbeiten, sich garnicht trauen in die Öffentlickeit zu gehen. Das wird bei uns nächstes Jahr wenn das geplante Prostitutionsschutzgesetz in Kraft tritt, eben so sein. Das wird uns hier in D enorm schwächen in der selbstorganisation
Christine Nagl: Eine mir bekannte deutsche Aktivistin, hat ihren Arbeitsplatz in der Immobilienbranche verloren, weil sie sich als Aktivistin gegen die Sexarbeitsverbotsströmungen in Deutschland positioniert hat. Es wurde bewusst, von der Seite der Antis, ihre Person mundtot gemacht. Und dies gilt es zu verhindern!
Anonyme: Tina Leisch: Eine Organisation,in der man schnell und unbürokratisch Antworten bekommt, informell und anonym zum Beispiel im Internet.
Anonyme: zum Zweiten, eingebunden werden in die Entscheidungsprozesse der Politik.
Anonyme: Gremien, Kompetenzgruppen, es ist nicht so dass man sich outen muss um dort mitzureden
mela: wie geht das anders, ohne sich zu outen?
Helga Amesberger: es gäbe eine MÖglichkeit, wenn Organisationen mit sogenannten Allies arbeiten, wo nach außen hin nicht klar ist, wer der Sexarbeit nachgeht.
fraences: Bis jetzt habe ich keine guten Erfahrungen in Gremien, Kompetenzgruppen etc. Wenn überhaupt SexarbeiterInnen dort teilnehmen, sind sie in der MInderheit und völlig den abolustionistischen Denkweisen der in der Überzahl anwesenden anderen Teilnehmern ausgeliefert und werden auch nicht ernst genommen. Das ist oft sinnlose Zeitverschwendung und nervtötend.
Anonyme: Eine Kompetenzgruppe kann mich anhören, ohne meinen echten Namen zu wissen. Es genügt doch dass jemand aus der Gruppe mich kennt (sozusagen für mich bürgt, dass ich kein Fake bin). Ich muss nicht mit Gesicht am nächsten Morgen in allen Zeitungen stehen.
Helga Amesberger: ich habe leider den Namen einer britischen Sexarbeiterinnenorganisation vergessen, die das seit einigen Jahren praktizieren.
Tanja: hallo @ all
fraences: colletive prostitutes? oder so ähnlich?
Anonyme: fraences: das ist bitter. warum laden sie uns denn ein, als Alibi.
fraences: meistens laden sie gar nicht ein. Die enzige, wo respektvoll umgegangen wurde mit den beiden Kolleginnen, die dran teilgenommen haben in D , war der 4 jährige Runde Tisch in NRW. Das MInisterium das jetzt am 13.5 im Bundesrat gegen einige Punkte des ProstSCHG Anträge stellt. Mal abwarten wie das verlaufen wird.
mela: weil in gremien/ arbeitsgruppen gibt es auch immer wieder überlegungen wie expertinnen aus der sexarbeit einbezogen werden - welche empfehlungen gibt es dafür dass es funktioniert (ohne name bekannt zu geben als expertin ist auch möglich)
mela: @fraecis wie war da die einladung? beim runden tisch NRW?
fraences: Das allergrößte Problem ist, denk in A nicht anders wie bei uns, dass zur Zeit kein politische Klima herrscht, unsere aller erste Forderung nach Entkriminalisierung ernst zu nehmen. Solange das nicht passiert, kann und wird es keine sinnvolle Regulierung geben. SexarbeiterInnen brauchen Rechte und nicht noch mehr polizeiliche Kontrolle.
Anonyme: mela: die Expertinnen gibt es, an braucht sie nur zu kontaktieren: www.sexworker.at oder www.lustwerkstatt.at
Tanja: Sexworkaktivistinnen sind ja nicht erst seit gestern bekannt, sondern kämpfen schon lange in dem Bereich
Tanja: Das sehe ich wie Fraences, ein Dialog heißt nicht du redest, ich höre zu und mach dann was mir passt
Tina Leisch: @Fraences: Wie funktioniert das bei Voices for Sexworkers? Kann man auch anonym teilnehmen?
Anonyme: selbst Kriminalistinnen sind für eine Entkriminalisierung der Sexarbeit.
Helga Amesberger: Finde die Einbindung von Sexarbeiterinnen in Gremien ohne Frage wichtig, aber es werden dann - wenn ich mir die verschiedenen Diskussionen immer anschaue - immer die Erfahrungen desavouiert, dass die Sexarbeiterin als Ausnahme gehandelt wird.
Tanja: Das ist Taktik
fraences: Die mesten SexarbeiterInnen mit denen wir in Kontakt sind, sind anonym oder schreiben Blogs mit Nicknamen, ebensowie in unseren Forum sexworker.at
Tanja: Soll Sexarbeiterinnen, die einzeln sind demotivieren, weil versucht wird sie zu dekonstruieren
Anonyme: und uns auf Metaebene als unglaubwürdig hinstellen soll
Tanja: Wir sind weder priviligiert noch Ausnahmen....dagegen verwehre ich mich, denn wenn jemand Privilegien besetzt, dann mein Gegenüber. Wir kämpfen ehrenamtlich, wir werden weder von Organisationen, Kirche oder Politik bezahlt, auch nicht von Kommunen, sondern bezahlen alles selbst und haben Arbeitsausfall. wo ist mein Privileg?
fraences: Jo,so ist. Wobei einen Gewerkschaftsprecher, der für sein migrantischen Kollegen spricht. Würde man nie so behandeln, denn man weiß, er spricht für die Rechte der Arbeitnehmer. Aber bei Sexarbeit ticken die Uhren halt anders.
Helga Amesberger: ja genau, fraences
Tanja: wichtig ist Kolleginnen zu einen... dazu zu bringen, dass sie ihre eigenen Vorurteile gegen andere Segmente abbauen und sich alle unter dem Begriff Sexdienstleisterin summieren können. Nur wenn wir gemeinsam vorgehen, erreichen wir etwas. Wir müssen auch mehr darauf achten, das Pro- Sexarbeitsorgas mehr zusammenarbeiten, auch wenn wir unterschiedliche Wege gehen
Silvester: @all Warum nimmt sich keine Gewerkschaft der Probleme der Sexarbeiterinnen an?
Tanja: Weil wir selbständig sind und damit nur sehr wenige in einer Gewerkschaft
fraences: Deutsche Gewerkschaften stehen mehr für abhängige Beschäftigte in D. Es gab mal einen kurzen Ansatz mal nach dem ProstG 2002 von Verdi in D. Der ist ziemlich im Sande verlaufen.
Christine Nagl: Oder die Wirtschaftskammer?
Helga Amesberger: weil wohl diese nicht als relevante Gruppe gesehen werden, aber Gewerkschaft beschäftigt sich zumindest schon mit prekären Beschäftigungsverhältnissen. Außerdem wäre die Wirtschaftskammer genauso gefragt als Interessensvertretung
Tanja: Es ist schwierig eine Interessenvertretung aufzubauen, wenn die Einzelnen Angst haben, dass diese irgendwann gezwungen werden, Realdaten zu outen und wenn man Arbeitsnamen nimmt, dann gibt es andere Unterstellungen - von daher ein Ritt auf Messers Schneide.
Christine Nagl: Ich denke, dass eigentlich das grundlegendste Problem ist dem Prostitutionsverbot in ganz Europa entgegenzuwirken.
fraences: Ein Unding in D ist auch, dass wir in Famlienministerium geführt werden. Wir fordern schon Jahrzehnte, dass es beim Wirtschaftsministerium sein soll. Das lehnen die kategorisch ab. Damit wäre Prostituton im Wirtschaftsbereich, wo es auch hingehört.
Tanja: Sehe ich auch so, sofern ich kann vernetze ich mich und unterstütze was mir möglich ist
Christine Nagl: Da bin ich deiner Meinung, fraences!
Tanja: Wirtschaft will mit uns nichts zu tun haben.. nur kassieren das schon
fraences: Naj, vor allen will der Staat fleißig mitkassieren, aber uns keine Rechte geben! Der alte Spruch der französischen Hurenbewegung wird aktueller dann je: Der Staat ist unsere größte Zuhälter!
Christine Nagl: Aber nicht nur in der Sexarbeit!
fraences: Wobei ich bin nicht gegen Steurezahlung, aber ich fordere dann aber auch für jeden Euro Steuern der gezahlt wird, dass ich gleiche Rechte wie die anderen erhalte..
Christine Nagl: Ja natürlich. Gleiche Rechte für alle! Leider sind wir weit davon entfernt.
Tanja: na ja, gegen jedwedes Recht Vorsteuern durch Betreiber kassieren, dafür keine Quittungen ausstellen, nur die vom Betreiber, die viele Finanzämter nicht anerkennen. Gerade unsere Migrantischen Kolleginnen müssten das nicht, wenn sie nicht länger als 6 Monate am Stück im Land arbeiten.
Christine Nagl: Vorsteuer in der Sexarbeit - meinst du die Pauschalierung?
Tanja: Ja. Dazu müsste dann das Doppelbesteuerungsabkommen geändert werden
Tanja: ich kenne nur wenige Kolleginnen(deutsche) wo das reibungslos funktioniert mit den Betreiberquittungen beim Finanzamt. Die wollen immer die Quittung vom Finanzamt in dem Bundesland in dem man bezahlt hat, aber darum geht es, glaube ich.
fraences: Bei Selbständigen dürfte ein Betreiber überhaupt keine Steuern kassieren. das sind hoheitsrechtliche Aufgaben, womit der Staat die Betreiber beauftragt, bzw. dazu drängt das zu tun. Wie beispielsweise bei uns mit dem Düsseldorfer Verfahren, eine Pauschlsteuer die täglich von den Betreiber einkassiert wird
Tanja: wie können wir uns besser solidarisieren?
Herbert Gnauer: Ja, Wie ließe sich die Solidarität unter den Sexarbeiter*innen, d.h. das Verständnis für andere Formen der Sexarbeit erhöhen?
Tanja: wie können wir mehr zusammenarbeiten trotz unterschiedlicher Ansätze
Tanja: das unter den Sexarbeiterinnen funktioniert ganz gut, wenn man sich gegenseitig Einblick gibt und vernetzt
fraences: In dem man immer das gemeinsame Ziel im Blick und nicht auf persönliche Ebene seine Befindlichkeiten in den Vordergrund stellt.
Tanja: dass so wenige aufstehen hat etwas mit Angst und isoliertem Arbeiten zu tun
Christine Nagl: Ich verabschiede mich aus dem Chat!
Tanja: ja fraences, das ist wichtig und funktioniert auch
Tanja: ich weiß leider nicht wie wir die einzelne Kollegin dafür sensibilisieren gerne auch anonym mitzumachen und sich einzubringen
Tanja: viele meinen immer noch, sie können es aussitzen
Tanja: bzw dann halt illegal arbeiten
Helga Amesberger: ich muss leider auch aussteigen. Pfiat eich!
Tanja: migrantische Kolleginnen interessiert es gar nicht
Anonyme: Tanja: ich bin eine migrantische Kollegin.
Anonyme: Herbert: Sexarbeiterinnen haben ganz guten Einblick in andere Arbeitsbereiche, alle die ich kenne haben Erfahrungen sowohl in Studios, Nacht- und Saunaclubs als auch im Escort Bereich gesammelt, oder auch Strasse.
fraences: In D ist es so, das viele das neue Kontrollgesetz nicht verstehen und auch nicht glauben, dass es sie treffen kann.
Herbert Gnauer: Gibt es konkrete Versuche, Sexarbeiter*innen verschiedener Bereiche miteinander in Kontakt und in einen Austausch zu bringen?
Tanja: ja, aber eine der wenigen, die sich interessiert
Tanja: ich habe mir schon den Mund fusselig geredet...
Tanja: wenn ich überhaupt darüber reden konnte, weil viele meinen, es betrifft sie nicht, sie wollen nur Geld verdienen
Tanja: das ist ja in Ordnung, aber wenn es darum geht sich zusammenzuschließen oder sich zu informieren, dann ist es echt schwierig sie zu motivieren
fraences: Ja, wir haben Stammtische in verschiedenen Städten versucht im Leben zu rufen. Aber man muss bedenken, das ist immer Zeit , die SexarbeiterInnen dann nich arbeiten können , oder wegen Familie und anderen Job abwägen müssen.
Tanja: das sind leider nur wenige, die da mitmachen
mela: noch zu vorher - einbeziehung von Sexarbeiterinnen und einfach kontaktieren - wie kann das am besten erfolgen. im forum einfach fragen wer zeit hat? oder kommt dann ein vorwurf dass da der termin vorgeschrieben wird? was funktioniert besser?
Tanja: ich finde das schade
fraences: Was gut im Austausch ist, interne Forenbereiche. Da funktioniert es gut.
Herbert Gnauer: Wie sieht das z.B. bei sexworker.at aus, sind da alle Sexarbeiter*innen verschiedener Bereich dabei?
Tanja: denn ich weiß , dass es bereits interne Netzwerke gibt... allerdings nur zum Austausch wo man arbeiten kann und wo man verdient
Tanja: soweit ich weiß ja
Tanja: im BesD auch
fraences: Ja. Kommen aus verschiedene Bereiche der Sexarbeit.
Anonyme: mela: wofür möchtest du SExarbeiterinnen kontaktieren?
fraences: @Tanja . Nicht nur. Es werden auch politische Sachen diskutiert. da muss man aber eine ständig die aktuelle Ereignisse posten.
Herbert Gnauer: Und gibt's innerhalb von Foren wie sexworker.at eine Art Einsicht, dass alle im sleben Boot sitzen?
fraences: Aber auch da muss man die Interesse wecken und leider sind die Gesetzesverordnung für nicht juristisch ausgebildete sehr mühsam und bedarf immer aufklären.
Tanja: bin auch in sexworker.at...
Tanja: soweit ich das einschätzen kann ja, aber wie fraences sagt, schwierige Sprache die politischen Formulierungen.
fraences: Z. B. unsere 130 Seitige neu ProstCHG (das längste was ich kenne weltweit) nur auf deutsch, das macht es für nicht deutschsprachige KOlleginnen schwer sich daran zu beteilien. Wir bräuchte mehr SprachmitlerInnen
Anonyme: fraences: die meisten können sehr gut Englisch oder (und) Spanisch. ich habe bis jetzt keine getroffen, die weder Deustch noch Englisch gesprochen hat.
Tanja: wir können nicht einfach auf Gelder zurückgreifen wie politische Gremien, Parteien Orgas usw
Tanja: auch Englisch muss übersetzt werden...
Tanja: die Zeit fürs Übersetzen bezahlt niemand und das geht nicht einfach so in 10 Minuten
fraences: Das ist unterschiedlich. Ich stelle bei meine aufsuchende Arbeit immer wieder fest, das osteuropäische Koleginen spanisch und english sehr gut sprechen. Aber um sich über juristische Sachen zu unterhalten ist doch sehr schwer.
Tanja: muss korrekt sein
Anonyme: Auch wenn man alle migrant sexworker einbinden würde, würde das was bringen? gesetze ändern?
fraences: Und es bedarf erstmal viel Aufklärung an der Basis um auf einen gleichen Nenner zu kommen.
Tanja: es wäre eine Masse an Menschen, die sich dagegen wehrt
mela: allgemein zum thema möglichkeiten der einbeziehung in bestehende gruppen - wie das funktionieren könnte - in unterschiedlichen ebenen.
Tanja: migrantischen Kolleginnen wird ja unterstellt keine eigene Entscheidung treffen zu können
Tanja: fremdbestimmt zu sein
Tanja: per se Opfer
Tanja: in sexworker.at und im Berufsverband ist jede Kollegin willkommen
Tanja: egal ob sie sich aktiv einbringt , mit Beiträgen Feedback oder wie auch immer....
fraences: Also meine ERfahrung in der Öffentlichkeit ist wenn migranntische Kolleginnen sprechen, habe einige Veranstaltung gemeinsam gemacht, das sie schon ernster genommen werden. Wie Tanja eben erwähnte funktioniert das mit Du bist priviliegiert dann nicht mehr!
Tanja: wir bräuchten dringend muttersprachliche Kolleginnen, die gut deutsch sprechen, als Ansprechpartner für migrantische Kolleginnen
Tanja: dann würde eventuell auch einbinden besser gelingen
Herbert Gnauer: Hat der Berufsverband in DE Aussichten, einen rechtlichen Status zu bekommen, d.h. als Vertretung anerkannt zu werden?
Tanja: Die Anerkennung von Amtswegen steht in den Sternen, da wir keine uns abhängig machenden Gelder annehmen
fraences: In Frankreich hat das mit der chinesische Sexworker Bewegung und STRASS super funktioniert.
Tanja: wir wollen unabhängig bleiben von Menschen, die uns vorschreiben was wir tun sollen
Tanja: aber wir arbeiten daran
Herbert Gnauer: Was hat in FR besser funktioniert? Unter dem Strich steht doch derzeit eine aehnliche Situation wie in Schweden?
Tanja: ich denke schon, dass wir etwas erreichen, meiner Meinung nach gäbe es keine derartigen Debatten, wenn wir nicht sichtbar geworden wären... da wäre alles schon durch
Tanja: klar ist und bleibt es ein Kampf
fraences: Die Zusammenarbeit untereinander zwischen französiche SExworker Bewegung und die MIgrantische Sexworker Bewegung
Herbert Gnauer: Und wie wurde in FR das Problem der Finanzierung geloest?
Tanja: ich würde mir wünschen es gäbe in Deutschland und Österreich eine migrantische Sexworkerbewegung
fraences: Das man in der politische Diskussion überall in Europa zu schwach ist, liget daran das schon lange eine Antiprostitutionsbewegung sich schon lange etabliert hat, mit radikal feministennen und fundamantalisten
Tanja: seit 2006 ganz massiv die European Womans Lobby
Tanja: die haben da europäisch schon antiprostitutionskampagnen finanziert
Tanja: und Leute in Schlüsselpositionen unterstützt
fraences: Es gibt schon einige Töpfe die sie finanzieren auf internationale Ebene. Aber da weiß ich zu wenig drüber.
Tanja: ich habe schon vor Jahren gesagt, wir müssen uns zusammenschließen... aber das ist leider erst kurz vor Ultimo passiert
Anonyme: ich wünschte mir es gäbe eine Leih- und Zeitarbeiter Bewegung, eine Bewegung der 50plus Entlassenen, eine Bewegung der Hartz IV Opfer, ebenso eine Bewegung slowakischer Bauarbeiter und ungarischer Paketzusteller, welche nach dem im Herkunftsland geltenden Recht bezahlt und angestellt werden (300-400€) aber in Österreich arbeiten.
fraences: Aber wie bereits gesagt, man muss genau hinschauen, denn Finanzierung bedeutet auch oft, dass sie ein Mitspracherecht haben
Tanja: aber dazu braucht es gar keine Splittergruppen, die könnten das auch zusammen machen
Tanja: als Gegengewicht zu der ausbeuterischen Wirtschaftslobby
Tanja: wir haben eine allgemeinen Rechtsruck
Tanja: auch der kommt nicht ursprünglich aus Europa...
Anonyme: neoliberalen immerhungrigen Korporatismus
Tanja: dagegen muss man auch angehen
Anonyme: menschenverschlingendes System.
Tina Leisch: Liebe Sexworkerinnen, was erwartet ihr von Initiativen wie der LUSTWERKSTATT ?
Tina Leisch: Was sollen verbündete NichtSexarbeiterInnen tun um Eure Anliegen zu unterstützen?
fraences: Ich kann nur allgemein jetzt was zu unterstützenden nicht sexarbeiter sagen. Sie dürfen nicht zu sehr für uns sprechen, sonst wird es kontraproduktiv.
Anonyme: Vernetzung mit den Personen in wichtigen Positionen, die an den Hochschulen forschen, Wissenschaftlerinnen, Leuten aus dem Bereich von Jus,Kriminalistik,
Tanja: Sexarbeiterinnen empowern, ihnen Möglichkeiten eröffnen gehört zu werden, gegen Stigmatisierung und Kriminalisierung angehen... gegen Ausgrenzung und Absprache von Kompetenzen
Anonyme: Vernetzung von uns Sexworker im Chat (zunächst mal), Diskussion usw
Tanja: Sprechen können wir selbst, aber selbst das wird uns oftmals verwehrt
Tanja: Seh ich wie Anonyme
fraences: und egal zu welchem Thema man Stellung bezieht, vermisse ich oft die wichtigste Forderung, die SexarbeiterInnen brauchen die Entkriminalisierung und Rechte für sexarbeiterInnen zu fordern.
Tanja: Bei der Vernetzung unterstützen und in eigenen Netzwerken dafür einstehen
mela: @anonyme - noch zu vorher - komme nicht aus der politik. aber bin vereinzelt bei diskussionen oder AGs dabei. einbeziehung von expertinnen in der sexarbeit ist auch thema. dann scheitert es aber oft an der umsetzung - verständliche punkte wie verdienstausfall, stigmatisierung, sich ausgesetzt fühlen den anderen gegenüber, outing, etc. auch allgemeine vorbehalte gegen die sinnvolligkeit gibt es. daher meine frage wie partizipation/einbeziehung gut aussehen kann. es gibt auch andere hindernisse - das gesagt wird, dass eine oder zwei expert*innen in der sexarbeit nicht für alle bereiche sprechen können (da wurde oben schon gesagt, dass es auch vernetzungen gibt)
Tanja: da liegt es auch an uns uns weitere Arbeitsbereiche anzusehen
Anonyme: Entkriminalisierung, dann können wir über Stigma und Outing sprechen, wenn einem nicht die Kinder weggenommen werden, nachdem das Jugendamt erfährt...
Tanja: ich habe das getan, mir kann das keiner mehr vorwerfen
Tanja: ich habe versucht in fast allen Bereichen zu arbeiten, außer Straße, da hatte ich Angst
Tanja: ja, das ist leider auch ein Problem, das ein Outing nach wie vor Folgen hat
Anonyme: ich habe überall ausser im Laufhaus gearbeitet. Studio, Nachtclub, am spannendsten war die Strasse (da war ich aber ganz kurz)
Tanja: es kann nicht sein, dass Antiprostitutions leute uns zwangsouten, absichtlich um uns einzuschüchtern und mundtot zu machen
Anonyme: Tanja: das ist mir passiert.
Tanja: mir auch
fraences: Sicherlich gibt es gravierende Unterschiede in verschiedenen Segmenten. Aber Prostitutionsgesetze betreffen letztendlich alle in der Sexarbeit Tätigen. Da ist doch der gemeinsame Konsens. Aber das denken mich wird es nicht betreffen, so war das als restriktive Massnahmen gegenüber die Strassenprostitution ergriffen würde. in den Wohnungsprostiution und Bordellen tätigen SexarbeiterInnen haben da gesagt, betrifft uns nicht, die Gesetze gehen gegen Prostitution.
fraences: das sieht man deutlich in D, an der jetzige Verfassung des ProstSCHG-
Tina Leisch: Ich habe auch bei einigen Interviews erfahren, dass die Drohung mit Zwangsouting immer wieder als Mittel zur Erpressung von SexarbeiterInnen benützt wird.
Tanja: es ist schwierig Abläufe zu verstehen, die man nicht kennt
fraences: Und insgesamt betrifft es alle Frauen, denn damit wird deren sexual Verhalten von staatswegen kontrolliert
Tina Leisch: Wie kann man sich dagegen schützen? Gegen Erpressung, Zwangsouting, gegen den Druck, den das Stigma erzeugt?
Tanja: Im moment leider gar nicht, man muss wohl durch mit allen Folgen, solange Vereinsregistergerichte, Telemediengesetze Realnamen verlangen,
fraences: Für ganz viele ist das auch eine Katastrophe. Wenn man sich selbst geoutet hat, ist es kein problem. Aber solange es die Stigmatisierung in der Gesellschaft gibt, ist die Anonymität der einzige Schutz für die SexarbeiterInnen
Tanja: Es muss gewährleistet sein, dass Kolleginnen nicht durch Fotos und Realnamen geoutet werden bei Gesprächen. Oftmals passiert das durch Presse und Fernsehen... aber Anonym dort sprechen wird mit was zu verstecken haben gleichgesetzt
Anonyme: und migrant sexworker, das weiss ich aus eigener Erfahrung, sind vom Stigma ganz heftig betroffen. Da geht es nicht um ein Eltern-haben-mit-mir-paar-Monate-nicht-geredet aber als sie eingesehen haben, dass es meine Wahl die sie respektieren sollen blabla... Nein, da geht es um wüsteste Beschimpfungen auf offener Strasse bis zu Morddrohungen, Kinderentziehung und sogar bis zum Mord.
Tanja: wir sind nicht mehr glaubwürdig, wenn wir nicht ohne anonymität auftreten im Gegensatz zu angeblichen Prostitutionsüberlebenden,
Anonyme: Reuerinnen und Büßerinnen
Tanja: wir haben schon einige Fakes entlarvt
Tanja: wir würden gerne noch mehr entlarven und damit die Orgas, die dahinter stecken, aber das kostet Kohle
Tanja: hinter einem Fake stehen 3 Personen, wie selbst an Fotos erkennbar wird
Violet: Wie meint ihr das Fakes?
Anonyme: Tanja: das ist es wert! bin voll dahinter! die richten soviel schaden an!
Tanja: ich hab das geld nicht dafür sonst hätte ich es schon gemacht
Violet: und wieso stehen hinter fakes 3 personen? was ist deren ziel? namen usw aufdecken oder was?
Tanja: @ Violet, es gibt Organisationen, die Frauen als Prostitutionsüberlebende manifestieren
Tanja: mit Perrücke und finanziert durch sie
Violet: und wieso?
Tanja: die haben niemals in der Prostitution gearbeitet, transportieren aber als angeblich ehemalige Prostituierte deren Gedankengut
Tanja: es geht einzig daum uns etwas gegenüberzusetzen
Tanja: denn wenn wir von Prostitution sprechen wissen wir interne Abläufe unk können kompetent auftreten
Tanja: diese Damen müssen was dagegen setzen um unsere Glaubwürdigkeit anzuzweifeln
Violet: aha jetzt verstehe ich das
Violet: danke das du es mir erklärt hast
fraences: es mag zwar exprostituierte geben, deshalb sind sie ja auch ex. und sie mögen auch vielleicht schlechte erfahung gemacht haben, ABER sie müssen um wieder in der gesellschaft akzeptiert zu werden, sich negativ zu prostitution stellen. denk das ist auch so instrumentalisiert von den antis.
Tanja: da werden Horrorgeschichten erzählt, die konstruiert wurden aus irgendwelchen Kundenforenberichten
Tanja: jepp
Anonyme: und zu zeigen: seht her, was Prostitution anrichten kann, welche schwere seelische Folgen sie haben kann. Frauen, die ihr euch überlegt mit Sexarbeit euren Lebensunterhalt zu verdienen, Finger weg davon!
Tina Leisch: Ich nehme jede Frau ernst, die erzählt, sie hat in der Sexarbeit gearbeitet und es war schrecklich, traumatisch, fürchterlich.
Tanja: nur als Opfer hat man die Chance gepäppelt zu werden und natürlich finanziell unterstützt
Tanja: wenn sie da wirklich gearbeitet hat ja... das tue ich auch
Tina Leisch: Ganz sicher gibt es Frauen, die diesen Job machen, weil man da viel mehr Geld verdienen kann, obwohl es ihnen überhaupt nicht guttut.
Tanja: aber bei vielen merkt man, dass sie nicht wirklich gearbeitet haben
fraences: so ist es, Tina Leisch
Tina Leisch: Ich finde nur, dass das kein Argument ist, um Sexarbeit zu verbieten.
Anonyme: Richtig Tanja: finanziell unterstützt, darum geht es! Mit Auftritten versorgt, Buchverträgen etc
Tanja: bzw nicht rechtzeitig versucht haben, sich beruflich umzuorientieren,
Tina Leisch: Wenn ein/e Lehrer*in BrunOut hat und von den SchülerInnen gemobbt wird, verbietet man auch nicht die Schule,.
fraences: es ist überhaupt nicht akzeptabel einzelfälle zu pauschalieren
Tanja: es gibt keine Hilfen für einen beruflichen Neuanfang
Tina Leisch: Es fehlt vielleicht einfach kompetente Einstiegs- und Ausstiegsberartung.
Tina Leisch: Geld für beides.
Tanja: viele fangen aus finanzieller Not an.... hab ich auch
Tina Leisch: Damit SexarbeiterInnen, die in den beruf einsteigen, sich von erfahrenen KollegInnen beraten lassen können, ob das für sie gut ist.
Tanja: aber auch in diesem Beruf kann man sich weiterentwickeln
fraences: ich finde den begriff ausstiegshilfe schon sehr diskriminierend. sagt man das für andere branchen. Umschulung denk
Anonyme: ich würde es Umstieg statt Ausstieg nennen
Tina Leisch: Und SexarbeiterInnen, die aufhören wollen, auch lukrative Alternativen finden.
Tanja: ja, basisberufsberatung, dafür kämpfe ich schon lange und mach das seit jahren kostenlos
Anonyme: Ja Tina Leisch, das ist die berühmte Falle Prostitution.
fraences: es gibt auch nur Geld für Organisationen entweder für Menschenandelsopfer oder den Ausstieg aus der Prostitution.
Tanja: dazu bräuchte es Programme, die Sexarbeiterinnen in andere Berufe qualifiziert
Tina Leisch: @Anonyme: was ist Falle prostitution?
mela: hmm, ich habe die vorbehalte genannt die als argumente kommen. von sexarbeiterinnen-seite, von seite der behörden. dass sexarbeiter*innen in verschiedenen bereichen arbeiten und die expertise meist breit ist, ist mir bekannt - war hier in der diskussion auch ersichtlich. ich wollte nur die hindernisse breit nennen.
Tanja: das schnell verdiente Geld ist die Falle Prostitution
mela: es gibt auch geld für andere NGOs - nicht nur umstieg und menschenhandel
Violet: aber wenn du dich als sexarbeiterinn outest und dann zu einer beratung oder weitervermittlung gehst hast du dann nicht schlechtere chancen auf eine umschulung oä
Tanja: nicht im Bereich SExarbeit
Tanja: jepp
fraences: das fängt mit dem lebenslauf schon die probleme an. und wenn man das gelöst hat. ist immer noch die gefahr geoutet zu werden.
Anonyme: Falle Prostitution: Wenn man den Job nicht mehr machen will oder kann, aber kein zweites Stabdbein aufgebaut hat. Denn Jahre in unserem Beruf werden nicht als Expertenwissen anerkannt und gelten nicht als Erfahrung wie in anderen Berufen.
Tanja: du hast kein Anrecht drauf, auch wenn du Steuern bezahlt hast
Tanja: denn als Selbständige wirst du nur ohne Leistungsbezug vom Arbeitsamt vermittelt
Tanja: bzw bekommst keinerlei Umschulung, Fortbildung oder Qualifizierung wie übrigens alle ehemals Selbständigen
fraences: übrigens war das eine der gründe warum die registrierung in D abgescaffft wurde. Aber jetzt soll es wieder eingeführt werden. daran erkennt man das ganze verlogene an dem gesetz
Violet: wow das ist echt schlimm
Tanja: dir bleibt nur in D Hartz4.... aber selbst da musst du alles vor Gericht erkämpfen .. vor allem als Migrantin
Anonyme: Tanja: die Umschulungen vom unserem Arbeitsamt sind eher Beschäftigungstherapien. Keine brauchbar
Violet: ist in Österreich genau so
Tanja: zumindest nicht um annähernd ausreichend Geld zu verdienen um den Lebensunterhalt zu bezahlen
Tanja: es gibt keinen bezahlbaren Wohnraum
Anonyme: viermonatiger Bürokurs im Schnelldurchlauf. Wer nimmt eine 40jährige mit eine solchen Kurs wenn er eine 20jährige mit Handelsakademie haben kann? die 5 Jahre Büro gelernt hat?
Herbert Gnauer: @Anonyme: Beschäftigungstherapie wäre ja noch ein akzeptabler Ansatz, aber hier geht's vor allem um Schoenung der Statistik. Wer in Schlung ist, gilt in vielen Statistiken nicht als arbeitslos.
Anonyme: Wir brauchen EIGENE Umschulungsangebote, EIGENE Beratungsstellen
Anonyme: Herbert: Jawohl! so ist es!
Tanja: Es gab ein Projekt des Bundesfamilienministeriums... mit Diwa, Opera und P.I.N.K
Tanja: und eine Evaluation
Tanja: ich würde fast jedes Wort in der Evaluation unterschreiben
Tanja: aber dafür ist leider kein Geld da
Tanja: das wird lieber in die eigenen Diäten verpulvert
Anonyme: alles was von externen Bildungsberatungen kommt, ist nur u deren Arbeitsplätze zu sichern. Sexarbeiterinnen höchstens als Kundinnen. Am Lächerlichsten sind die Deutschkurse aua!
fraences: jo und das meiste geld bei den projekt ging für deren evalutation dran. nach 5 jahre war die finanzierung weg. für die beiden etablierten fachbeatungsstellen war es nur eine zusätzliche [link src=finanzspritze.und] so viele sexarbeiterInnen zu mindestns wo ic da einblick hatte in BW gab es da auch nicht
Tanja: in diesen Projekten und in Zusammenarbeit mit Bildungsträgern und einem Frauennetzwerk
Tanja: trotz allem konnte auch nach 3 Jahren keine Sexsaarbeiterin in Arbeit vermittelt werden
Anonyme: das nenne ich Qualitätsmanagement
Tanja: einige wenige haben sich mit Mikrokrediten selbständig gemacht
Anonyme: diese herkömmliche Erwerbsarbeit geht bald aus. Immer mehr Menschen sreiten um immer weniger werdende Arbeitsplätze.
Tanja: jepp
Tanja: von Billiglohn kann niemand steigende Lebenshaltungskosten bezahlen
Tanja: von Einsparungen bei Alleinerziehenden auch nicht
Tanja: und Hartz4 ist menschenunwürdig
Tanja: da man da total entmündigt wird und zum Befehlsempfänger
fraences: was eine beratungsstelle, das fand ich mal klasse öffentlich gesagt hat. ihre erwartungen an ausstegswillige sexarbeiterinn waren nicht wi erwartet und haben ganz schnell ihren konzept anders gefahren. um begleitende beratung zu leisten. die zahlen von evalution bestätigt s letzt endlich. wobei ich der meinung bin, es soll jeden geholfen werden der unterstützung braucht. die meisten sexarbeiterinnen die ich in 35 jahre kennen, die aufgehört haben, brauchten keine beratungsstelle
Anonyme: unmöglich. Immer mehr Menschen sind auf Transferleistungen angewiesen. deswegen finde ich wichtig, dass Sexworkerthemen - wir können sie nicht entkoppelt von gesamtgesellschaftlichen Zusammenhängen diskutieren, rechte erstreiten
Tanja: Man kann nicht Armustprostitution abschaffen wollen ohne vorher Armut abzuschaffen
Anonyme: wenn wir nicht die Themen miteinbeziehen wie bedingungsloses Grundeinkommen, Migration, Arbeitsrechte und ihre Beschneidung in den letzten Jahren usw
Anonyme: Arbeitnehmerrechte
Tanja: ich bin stolz darauf was ich die letzten 11 Jahre geschafft habe ... mit Prostitution
Tanja: selbstbestimmt und frei von mir vorschreiben wollenden Institutionen und Menschen was ich zu tun und zu lassen habe
Anonyme: Tanja: mit Recht! und du siehst das grosse Ganze!
Tanja: und so geht es vielen Kolleginnen
Tanja: der Job macht nicht immer Spaß.... muss er auch nicht, in anderen Berufen fragt niemand ob wir spaß haben
Tanja: zumindest verdienen wir unser eigenes Geld ohne danke sagen zu müssen
Tanja: habe sehr viel gelernt und möchte das nicht missen
Tanja: frag mal Akkordarbeiter obs spaß macht oder Ärzte im Krankenhaus
Tanja: oder andere Berufe
Anonyme: Warum erwartet man bei den Sexarbeiterinnen Solidarität wenn es diese bei anderen Bevölkerungsgruppen nicht gibt, weil sie zunehmend gegeneinander ausgespielt werden? Arbeitende gegen Arbeitssuchende, Arbeitende untereinander (die einen mit festen Verträgen gegen die Zeitarbeiter), sogar die Arbeitslosen untereinander (die, welche nie einbezahlt haben, gegen die, die Jahrzehnte gearbeitet haben), neue Migranten gegen alteingesessene Migrantencommunities usw
fraences: also ich bereue nie meine entscheidung und erst wenn ich nicht gebucht werde höre ich auf.
Tanja: geht mir genauso
fraences: egal welche restriktive gesetze es in der zukunft geben wird. es lebe die Sexarbeit auf immer und ewig.
Tina Leisch: Liebe Chatter*innen, vielen Dank für die vielen interessanten Beiträge!
Tanja: leider ja
fraences: ich danke auch.
Violet: ich danke auch hab viel gelernt
Tanja: denn wenn wir nicht einig sind, kann Politik machen was sie will und in persönliche Taschen wirtschaften
Tina Leisch: Am 21.5. um 18 Uhr vor dem Haus neben dem Meinl Am Graben treffen wir uns zum Soundspaziergang in Wien.
Tina Leisch: Und am [link src=2.Juni], dem Internationalen Hurentag dürfen wir Fraences dann leibhaftig in Wien begrüßen.
Tina Leisch: Ab 12 Uhr bei Bankettt und Kundgebung am Urban LoritzPlatz und abends dann zur Diskussion im Aktionsradius Augarten.
fraences: ich sage mal tschüss und man sieht und hört sich bald
Tina Leisch: Servus
Tanja: winke
Tanja: sexworker.at hat übrigens auch nen chat
Tanja: zum treffen liebe Kolleginnen und Außenstehende