1. Erklärung der Kampagne „Sex/Arbeit/Lust/Illusionen VER/KAUFEN“, 8. März 2016

Wieder einmal machen die Verfechter*innen einer
Illegalisierung der Sexarbeit politischen Druck.

Obwohl wissenschaftliche Studien beweisen, dass Kriminalisierung die Situation von Sexarbeiter*innen verschlechtert, sie angreifbarer, ausbeutbarer, verletzbarer macht, obwohl Sexarbeiter*innenorganisationen seit Jahren die Legalisierung und rechtliche Absicherung ihres Berufes fordern, obwohl amnesty international sich für eine Entkriminalisierung einsetzt, um den besseren Schutz der Menschenrechte von Prostituierten zu ermöglichen, wirbt die Allianz aus religiösen Konservativen und feministischen Sexarbeitsgegnerinnen wieder für ein sogenanntes „Sexkaufverbot“.

Als Sexarbeiterinnen, Exsexarbeiterinnen und Frauen, die wir seit Jahren mit Sexarbeiter*innen zusammen arbeiten, warnen wir vor der Stimmungsmache, die mit einer Mischung aus Vorurteilen, Klischees, Sexualängsten und moralischen Wertvorstellungen operiert, um eine Politik zu betreiben, die vorgibt, Frauen zu schützen, de facto aber nachgewiesener Maßen die in der Sexarbeit Tätigen weiter entrechtet, stigmatisiert, der organisierten Kriminalität ausliefert.

Wir bitten Sie, bei der Meinungsbildung denen zuzuhören, die diesen Beruf ausüben, denen, die seit Jahren in NGOs tätig sind, die Sexarbeiter*innen beraten und betreuen und die wissenschaftlichen Studien zur Kenntnis zu nehmen, die eine Verbesserung der sozial- und arbeitsrechtlichen Situation von Sexarbeiter*innen fordern und Massnahmen, die den Sexarbeiter*innen ein möglichst selbstbestimmtes Arbeiten ermöglichen.

Sexarbeitspolitik muss darauf abzielen, dass keine diesen Beruf ausüben muss, die ihn nicht ausüben möchte, und dass diejenigen, die sich dafür entscheiden, ihn auszuüben, das so abgesichert und selbstbestimmt wie möglich tun können.

  • __Dr. Helga Amesberger, Autorin von „Sexarbeit in Österreich. Ein Politikfeld zwischen Pragmatismus, Moralisierung und Resistenz.“ Wien: New Academic Press, November 2014.
  • __Christine Nagl, Leiterin der Beratungsstelle PiA in Salzburg und Mitglied der Arbeitsgruppe Prostitution Österreich
  • __Tina Leisch, Film-,Text- und Theaterarbeiterin, Initiatorin der Lustwerkstatt (www.lustwerkstatt.at)
  • __Regina Leibetseder-Löw, Webprogramming (www.lustwerkstatt.at)
  • __Jasmin Ladenhaufen, Künstlerin, entwickelt gerade „Damenwahl“, eine Begleitagentur für Frauen als Kundinnen
  • __Piroschka, Aktive Sexarbeiterin
  • __Ania, Aktive Sexarbeiterin
  • __Valerie, Aktive Sexarbeiterin
  • __LEFÖ – Beratung, Bildung und Begleitung für Migrantinnen / Wien

Links:

Vergleichende Studie zur Sexarbeit in Österreich, Niederlande, Schweden:
wien.gv.at/menschen/frauen/pdf/vergleichende-studie-prostitution.pdf

Positionspapier der Arbeitsgruppe Prostitution Österreich gegen die Freierbestrafung:
bmbf.gv.at/frauen/prostitution/Positionspapier_AG_Prostitution

Position des deutschen Bundesrichters Thomas Fischer zum Beschluss von amnesty international:
www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-08/prostitution-justiz-fischer-im-recht

www.lefoe.at

www.lustwerkstatt.at