Szenische Lesung
Das zweite Rendezvous macht auf Konzepte der Tugenden und die Genese der bürgerlichen Werte aufmerksam. Aus der Niederschlagung der fremden Völker (hier: nach der zweiten Türkenbelagerung) steht die „Frau“ auf als Sinnbild für die Siege über die unterlegenen Volksgruppen: Die als Opfer zubereitete, wehrlose, befreite und geheiratete Andromeda. Sie und Perseus werden präsentiert als ideales bürgerliches Paar, das später viele Kinder bekommen wird. Mit dem Rückgriff auf die Antike verpasst das Bürgertum seinen Werten eine historische Legitimation.
Mit dem Bürgertum steigt eine Klasse zur Herrschaft auf, die sich über Arbeit definiert, ihre Triebe kontrolliert, spart und den begehrenden Körper unterwirft. Diese Selbstdisziplin schlägt in Fremddisziplinierung um: Die widerspenstigen Lebensentwürfe von Menschen, die feiern, lustvoll und exzessiv leben, gilt es zu bekämpfen – was für Müssiggänger und Bettler gilt, wird schnell für „gelüstige Frauwen“ gelten und bald für die gesamte Bevölkerung. Wie erzeugt man gefügige und nützliche Körper, wie akklimatisiert man die Menschen wirkungsvoll an die Regelmäßigkeit und die lineare Zeit des Kapitals?
Konzipiert von Jacintha, Autorin, Kunsthistorikerin, Expertin
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